Kunst und Kultur sind heute unter anderem Ware, Spekulationsobjekt, Standortfaktor, Repräsentationsgegenstand, der privat angeeignet wird – wir wollen sie aber als „öffentliche Güter“, als notwendige „Lebensmittel“ betrachten, zu denen jeder möglichst ungehindert Zugang haben soll, ungeachtet seiner finanziellen und sozialen Lage.
Wir treten für eine Stärkung und Ausweitung demokratischer Mit- und Selbstbestimmungsrechte in allen Lebensbereichen ein. Das gilt auch für Kunst und Kultur. Wir wenden uns hier ebenso wie in anderen Bereichen gegen die Tendenz zur Privatisierung und zum Abbau öffentlicher Leistungen.
Für uns sind Kunst und Kultur keine Standortfaktoren, sondern Möglichkeitsfelder:
„Es ist von jeher eine der wichtigsten Aufgaben der Kunst gewesen, eine Nachfrage zu erzeugen, für deren volle Befriedigung die Stunde noch nicht gekommen ist.“
Walter Benjamin
Die kritischen und utopischen Momente von Kunst und Kultur entfalten sich nicht von selbst, immer gibt es eine Tendenz zur Fetischisierung der „Kulturgüter“ und zu rein konsumtiven Verhaltensweisen.
Kunst und Kultur sind nach unserer Auffassung für alle da, nicht nur für die Minderheit der Wissenden, Gebildeten und Interessierten. Um den anderen den Zugang zu erleichtern, müssten – außer finanzieller Förderung und Subventionierung kultureller Einrichtungen – Kunst und Kultur in der schulischen Bildung und Ausbildung einen größeren Stellenwert bekommen. Auch die Vermittlungsformen müssten weiter demokratisiert werden, damit „Kultur für alle“ verwirklicht werden kann. Das Bürgerrecht auf kulturelle Bildung ist noch lange nicht durchgesetzt.
Dabei geht es nicht darum, volkstümlich zu sein, weil, wie schon Brecht sagte, das Volk nicht „tümlich“ ist. Es geht darum, „den Kreis der Kenner zu erweitern“.
Wenn man das, was in der Sprache der Werbung als „Alleinstellungsmerkmal“ bezeichnet wird, für die KunstGesellschaft benennen wollte, könnte man es vielleicht so sagen: Uns geht es um die Möglichkeiten und Formen einer aktiven Aneignung von Kunst und Kultur für alle.
Wir setzen deshalb auf demokratische, diskursive, dialogische Aneignungsformen: Ausstellungs- und Bildergespräche statt Führungen; Diskussionen anhand von Materialien statt bloßer Vorträge (obwohl es die nach wie vor auch bei uns gibt); Matineen, in denen der Dialog mit den Eingeladenen im Zentrum steht; kulturelle Rundgänge, Fahrten und Reisen anstelle von statischer, kopfbetonter Rezeption.
Eine Besonderheit unseres Vereins, die damit mehr oder weniger zusammenhängt, ist es, dass unsere Mitglieder das Programm mitbestimmen und mitgestalten können. Das gehört für uns zur „Selbstermächtigung“ von Laien, die wir der scheinbar allmächtigen „Expertenkultur“ entgegenstellen möchten. Was selbstverständlich nicht heißen kann, auf Expertenwissen zu verzichten.
zurück zur Geschichte des Vereins weiter zu den Arbeitsgruppen